Das Wichtigste in Kürze
  • YouTube ist ein Online-Videoportal, auf dem jeder kostenlos selbstgedrehte Filme, Clips, Musikvideos usw. hochladen und der Öffentlichkeit präsentieren kann.
  • Gegründet wurde das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen San Bruno 2005 und ein Jahr später von Google für 1,31 Mrd. € übernommen. Schätzungen gehen davon aus, dass YouTube mittlerweile einen Marktwert von 22-35 Mrd. € erreicht hat (Stand 2014). Das ist eine Wertsteigerung um das 16- bis 24-fache innerhalb der letzten 9 Jahre.
  • Laut einer Studie des Netzdienstleisters Sandvine aus dem Jahr 2014 entfallen insgesamt 17,38 % des europäischen Internet-Traffics allein auf die Nutzung von YouTube – mehr als auf alle anderen Anwendungen.

YouTube – ein Phänomen, das seinesgleichen sucht. Wer heutzutage im Internet unterwegs ist, kommt an dem Videoportal kaum noch vorbei. Gründe für die Beliebtheit sind schnell gefunden: Es ist kostenlos, der Zugang nahezu uneingeschränkt möglich. Ansehen kann man sich die Clips immer und überall, sofern eine Internetverbindung vorhanden ist. Um ein Video hochzuladen, zu bewerten oder zu kommentieren braucht es allerdings einen Google+-Account. Was hochgeladen wird, ist dabei – mit wenigen Ausnahmen, z.B. bei Urheberrechtsverletzungen oder pornografischen Inhalten – völlig egal. Ob Katzenvideo, Nachrichtensendung oder Gaming-Channel: auf YouTube gibt es so ziemlich alles.

Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einen kleinen Einblick in die deutsche YouTube-Community bieten. Was sind die gängigsten Formate? Wie verdient man mit YouTube Geld? Wer sind die beliebtesten deutschen YouTuber? Auf all diese Fragen geben wir Ihnen Antworten.

1. Welche YouTube-Formate gibt es?

Auch wenn der Fantasie bei YouTube-Videos im Prinzip keine Grenzen gesetzt sind, so haben sich doch einige typische und beliebte Formate herausgebildet, die wir Ihnen vorstellen möchten.

1.1. Tiervideos

So kurios es klingen mag: Ja, es gibt Menschen, die ihre tierischen Lieblinge filmen. Und ja, diese finde man auch auf YouTube. Gibt man in der Suchleiste „cat video“ als Suchbegriff ein, so erhält man sage und schreibe ganze 36.000.000 (!) Ergebnisse. Sie fragen sich, warum das Format so beliebt ist? Wir uns ehrlich gesagt auch. Letztendlich sind die Vierbeiner einfach niedlich. Und gerade wenn es Ihnen einmal schlecht gehen sollte, bringen diese Videos Sie unter Garantie zum Lächeln.

1.2. Let’s Plays

Let’s Play ist ein Videoformat, bei dem ein Computerspiel von einem Spieler live vorgeführt und kommentiert wird. Der Zuschauer bekommt dabei in der Regel das Bild zu sehen, das der Spieler auf seinem eigenen Bildschirm sieht. Er kann dadurch das Spielgeschehen mitverfolgen. Dabei geht es weniger um das Darstellen eines bestimmten Lösungswegs zum Durchspielen eines Spiels. Stattdessen steht das Spielerlebnis im Vordergrund, das der Spieler durch seine Kommentare zu vermitteln versucht.

1.3. News

Auch News erfreuen sich auf YouTube großer Beliebtheit. Anders als etwa Fernsehnachrichten geht es hier eher weniger um eine möglichst neutrale Darstellung von Nachrichten, sondern um die Bewertung und kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Themen. Diese ist häufig humorvoll oder sarkastisch gestaltet und soll den Zuschauer anregen, sich selbst ebenfalls kritisch mit dem Geschehen in der Welt und um sich herum zu beschäftigen.

1.4. Vlogs

Vlog ist die Abkürzung für „video blog“ und als ein äquivalent zum sogenannten Weblog (kurz: Blog) zu verstehen. Ähnlich wie in einem Blog lassen Vlogger ihre Zuschauer in periodischen Abständen an ihrem Leben teilhaben oder kommentieren aktuelle Geschehnisse.

1.5. Beautytipps (und andere Anleitungen)

Wenn frau Hilfe bei einem neuen Abend-Make-up braucht, ist YouTube ebenfalls eine der ersten Anlaufstellen. Es gibt zahlreiche Kanäle, die über die richtige Verwendung von Eyeliner & Co. aufklären und meist auch für bestimmte Produkte werben. Dementsprechend hoch ist der Anteil an Produktplatzierungen, die sich in diesen Videos finden. Doch nicht nur Schminktipps sind auf YouTube sehr beliebt, auch Anleitungen zum Selbermachen für die verschiedensten Dinge gibt es. Wer immer schon mal Stricken lernen wollte, wird hier auf jeden Fall fündig. Oder wollten Sie nicht auch wissen, wie man ein Gewächshaus selberbaut?! Das Angebot an hilfreichen Tipps und Tricks auf YouTube ist enorm groß.

1.6. Musikvideos

Für Musiker bietet YouTube die ideale Möglichkeit, um mit Ihrer Musik eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Ob Cover oder selbstgeschrieben, spielt dabei keine Rolle. Wo früher Demo-Tapes an Plattenlabels geschickt wurden, gibt es heute YouTube. Das Videoportal dient durchaus dem ein oder anderen als Karrieresprungbrett – man denke hier nur an das internationale Beispiel von Justin Bieber.

1.7. Selbstgedrehte Filme

Natürlich bietet YouTube auch Platz, um selbstgedrehte Filme und Clips zu präsentieren. Ob Kurzfilm oder Epos, ob Serie oder Einteiler, ob Komödie oder Horrorstreifen – auch hier ist die Fantasie grenzenlos.

2. Was ist ein Vollzeit-YouTuber?

Mittlerweile gibt es zahlreiche YouTuber, für die das Drehen von Videos nicht nur ein Hobby oder Freizeit-Spaß ist. Beruf: Vollzeit-Youtuber – ja, das gibt es. YouTube bietet verschiedene Möglichkeiten, Videos zu monetarisieren, d.h. damit Geld zu verdienen. Hierfür kommt es vor allem auf eines an, nämlich die Anzahl der Video-Aufrufe. Je öfter ein Video angesehen wird, desto mehr Geld kann man damit verdienen. Natürlich ist das nicht ganz so einfach, wie es an dieser Stelle klingt. Genaueres dazu erklären wir unter unserem Beitrag zu YouTube-Netzwerken. Allerdings kann man auf jeden Fall sagen: Von YouTube kann man leben.

YouTube Netzwerke stehen zunehmend in der Kritik. Das vielversprechende Konzept des Zusammenschlusses mehrerer YouTuber zu einer gemeinsamen Organisation klingt zunächst verheißungsvoll. Viel zu häufig hört man aber von Ausbeutung und Knebelverträgen. Der selbst auferlegte Wachstumszwang schreckt immer mehr Top Stars ab – und ist vielleicht nur das erste Zeichen einer sich ankündigenden Veränderung im YouTube Business.

Am Abend des 20.12.2014 ging ein Beben durch die deutsche YouTube-Welt. Der Grund dafür war ein Video des YouTubers Simon Unge, bekannt durch seine Kanäle ungefilmt und ungespielt. Unge war seit Ende 2013 Mitglied in dem Multi-Channel-Network (MCN) Mediakraft Networks. In dem Video mit dem Titel „Die schwerste Entscheidung meines Lebens. #freiheit“ kündigt Unge nun sein Vertragsverhältnis mit dem Vermarkter auf – und rechnet gnadenlos ab. So habe z.B. die angekündigte Unterstützung, die ihm das Unternehmen bei seinem Beitritt zugesichert hatte, gefehlt. Seit Monaten versuche er daher, seinen Vertrag zu beenden, bisher jedoch ohne Erfolg. Der Streit zwischen Mediakraft und Unge wird mittlerweile juristisch ausgetragen. Doch Simon Unge ist nicht der erste YouTube-Star, der Probleme mit seinem Netzwerk hat.

3. Multi-Channel-Network – was ist das?

YouTube Clicks Aufrufe

Wer mit YouTube Geld verdienen will, der braucht vor allem eins: jede Menge Clicks.

Multi-Channel-Networks, oder kurz: MCNs, kann man am ehesten mit dem vergleichen, was Produktionsfirmen in der Filmindustrie und Plattenlabels in der Musik-Branche sind – nur eben bezogen auf YouTube-Kanäle. Sie verbinden verschiedene Kanäle und leisten diesen in verschiedenen Bereichen Unterstützung. Diese besteht beispielsweise in der Entwicklung eines bestimmten Konzepts, der Zusammenstellung des Programms, der Finanzierung von Projekten, Vermittlung von Partnerschaften zwischen YouTubern und, ganz allgemein, der Vermarktung der jeweiligen Video Inhalte.

4. Wie arbeiten Multi-Channel-Networks?

Welchen Nutzen haben nun die Netzwerke für ihre Mitglieder? Wie so oft geht es hierbei vorrangig um Geld. Durch den Zusammenschluss mehrerer YouTube Kanäle können MCNs (meist) ein größeres Publikum erreichen, als ein YouTuber allein. Je größer das Publikum, desto mehr Videoaufrufe – auch Clicks oder Views genannt – gibt es. Werbeanbieter können vor einem YouTube Video Werbung schalten. Und je häufiger ein Video angeschaut wird, umso lukrativer ist das Geschäft.

Gezahlt wird nach Tausend-Kontakt-Preisen (TKP). Diese sind bei YouTube vergleichsweise niedrig. Grund dafür ist, dass es bei YouTube so gut wie keine Einschränkung bei den veröffentlichten Inhalten gibt: Ob Katzenvideo oder selbstgedrehter Film, auf YouTube gibt es so ziemlich alles. Qualitativ hochwertig produzierte Inhalte sind kein Muss, daher können MCNs von ihren Werbekunden in der Regel keine sehr hohen Tarife verlangen.

Multi-Channel-Networks versuchen daher, möglichst solche YouTuber zu akquirieren, die bereits eine gewisse Reichweite auf YouTube besitzen. Davon profitieren alle Mitglieder des Netzwerks – und natürlich das Netzwerk selbst.

Euroscheine

5. Wie sieht es mit Produktplatzierungen bei YouTube aus?

Neben den Werbeeinnahmen über die Einblendung von Werbebannern, gibt es noch weitere Möglichkeiten, YouTube Videos zu monetarisieren. Eine davon besteht in Produktplatzierungen (auf Englisch: Product Placements). Diese Form wird häufiger auch von MCNs vermittelt. Dabei geht es letztlich um besonders lukrative Werbedeals von YouTubern mit bestimmten Firmen. Diese erhalten Geld dafür, wenn bestimmte Markenprodukte gut sichtbar in ihren Videos gezeigt werden.

Das Problem hierbei ist, dass leicht der Verdacht von Schleichwerbung aufkommen kann, wenn die Videos nicht ausdrücklich als Werbevideos gekennzeichnet sind. Berühmtestes Beispiel in Deutschland ist das Komiker-Trio Y-Titty, denen bereits vorgeworfen wurde, in ihren Videos für Produkte von Samsung, Coca Cola, McDonalds und Co. zu werben, ohne dies entsprechend sichtbar zu machen (der Spiegel berichtete). Allgemein gelten für YouTube Videos die gleichen Bestimmungen für Produktplatzierungen wie für Fernsehsendungen auch. YouTube macht darauf in den Anzeigenrichtlinien aufmerksam.

In Deutschland heißt das: Produktplatzierungen müssen deutlich gekennzeichnet werden, sonst handelt es sich um Schleichwerbung. Dazu heißt es im ORF-Gesetz und im deutschen Rundfunkstaatsvertrag:

[Schleichwerbung ist] die Erwähnung oder Darstellung von Waren, eines Herstellers von Waren oder eines Erbringers von Dienstleistungen in Programmen, wenn sie vom Veranstalter absichtlich zu Werbezwecken vorgesehen ist und mangels Kennzeichnung die Allgemeinheit hinsichtlich des eigentlichen Zwecks dieser Erwähnung oder Darstellung irreführen kann.

6. Wie viel verdient man mit Werbung auf YouTube?

Realistisch sind ca. 2,50€ pro 1.000 Views bei YouTube. Möchte man also auf monatliche 5.000 Euro Bruttoumsatz kommen, braucht man schon 2 Millionen Views im Monat. 2,50€ sind dabei nur ein Richtwert: je mehr Leute sich die Werbung tatsächlich anschauen und den Werbespot nicht nur überspringen, desto höher sind auch die Einnahmen. Nur bei vollständig abgespielten Werbespots klingelt nämlich die Kasse des YouTubers. Hin und wieder blendet YouTube den Überspringen-Button bekanntlich aus, das passiert aber nur in knapp einem Fünftel der Fälle. Zusammengefasst lassen sich 3 Werbeformen bei YouTube unterscheiden:

  • TrueView In-Stream-Anzeigen – Die typische Werbeform: Spots am Anfang der Videos, die per Mausklick übersprungen werden können. Sie stehen für 70 Prozent der Einnahmen.
  • Overlay-In-Video-Anzeigen – Vielen ist diese Werbeform wahrscheinlich noch gar nicht aufgefallen. Sie wird während des Videos unten oder am Rand angezeigt (normale Werbeblöcke). Weil die Werbeform so unauffällig ist, steht sie auch nur für 5% der Einnahmen.
  • Standardmäßige In-Stream-Anzeigen – Diese Werbeform mögen die Nutzer nicht: sie lässt sich nicht überspringen. Am Anfang des Videos werden Spots angezeigt, die durchlaufen müssen, bevor das Video anfängt. Sie laufen selten, bringen dafür gutes Geld – etwa 25 Prozent der Einnahmen.

Doch als lukrativste Werbeform gelten Product Placements, die außerhalb des Einflussbereichs von YouTube laufen. Schlagzeilen machte einmal Deutschlands größter Channel Y-Titty, der 60.000 Euro für ein einziges Placement berechnet haben soll. Diese Format ist sehr aufmerksamkeitsstark, deswegen werden bis zu 80 Euro pro 1.000 Views fällig – ein extrem hoher Wert. Multi-Channel-Networks wie Mediakraft fordern ihre Mitglieder sogar generell dazu auf, keine Markenprodukte mehr kostenlos zu zeigen, sondern grundsätzlich für jede Einbindung Geld zu berechnen. Der Trick: diese Einnahmen müssen auch nicht im 45/55-Verhältnis mit YouTube geteilt werden – sondern sie laufen an YouTube vorbei. Nicht nur die hohen TKPs, sondern auch dieser Vorteil machen Product Placements zur wahren Goldgrube für YouTuber.

7. Wo liegt das Problem der Multi-Channel-Networks?

Das große Problem der Multi-Channel-Networks besteht in ihrer Größe: Um halbwegs ansehnliche Werbereichweiten und –einnahmen zu erzielen, die für ein lukratives Geschäft notwendig sind, sind die Unternehmen auf ein stetiges Wachstum angewiesen. Dieser selbst auferlegte Wachstumszwang sorgt dafür, dass der ursprüngliche Gedanke hinter den Netzwerken, nämlich eine intensive Betreuung und Unterstützung jedes einzelnen Mitglieds durch die Mitarbeiter des Unternehmens, zunehmend in den Hintergrund tritt.

Die Netzwerke sind stattdessen immer stärker abhängig von einzelnen, besonders starken YouTubern. Wenn diese auf Grund der schlechten Konditionen – und gegebenenfalls auch, weil die Unabhängigkeit lockt – aus den Netzwerken aussteigen, steht das System schnell vor einem Zusammenbruch.

Logo Maker Studios

Maker Studios sind das größte MCN weltweit – ob der Weggang von „PewDiePie“ daran etwas ändert, wird sich noch zeigen.

Für die Zukunft kann man prognostizieren, dass der Qualitätswettbewerb unter den Multi-Channel-Networks steigen wird. In kaum einer Branche sind die Player so gut untereinander vernetzt – und in kaum einer Branche haben sie überhaupt die Möglichkeit, wie Simon Unge an die Öffentlichkeit zu gehen. Spannend wird auch, ob neue, automatisierte Vermarktungsformen die klassischen Vermarkter verdrängen werden.

9. Wer steht hinter Mediakraft Networks?

Der Markt für Multi-Channel-Networks und Online-Fernsehen soll in den nächsten Jahren stark wachsen. Einer Studie der New York Times zufolge findet bereits bei 43% der unter-16-jährigen mindestens die Hälfte des Medienkonsums online statt. Zum Vergleich: in der Altersklasse über 45 trifft das nur für 19% zu. Deswegen gibt es nicht nur organisch gewachsene Multi-Channel-Networks, sondern auch solche, die dank Wachstumskapital in besonders kurzer Zeit aufgebaut werden sollen. Zu diesen Firmen zählt Mediakraft. Kritiker sagen, dass dadurch ein Erfolgsdruck entsteht, der sich wiederum negativ auf die Geschäftspraktiken von Mediakraft Networks auswirkt. Mit Stand vom 19.12.2014 sind folgende Gesellschafter beteiligt:

Mediakraft Networks GmbH
Stand: 19.12.2014

Name des Gesellschafters Beteiligung in % Typ
Jan Schlüter 16,65 % Gründer & Geschäftsführer (bis 15.01.15)
Spartacus Olsson 16,65 % Gründer & Geschäftsführer
Christoph Krachten 16,65 % Gründer & Geschäftsführer
Thomas Sonnenberg 0,59 % Chief Financial Officer (CFO)
Philipp Laude 0,59 % YouTuber von Y-Titty
Shortcut I GmbH & Co. KG 22,68 % Investor
Ersan Özer 0,56 % Country Manager Türkei
Ynon Kreiz 7,83 % Investor (Business Angel)
Iris Capital Fund III 7,26 % Investor
OP Ventures Growth I FCPR 6,44 % Investor
Capnamic United Venture Fund I GmbH & Co. KG 4,01 % Investor
Capnamic United Venture Co-Invest GmbH & Co. KG 0,10 % Investor

Auf Basis der Finanzierungsrunde von August 2014, in der Investoren das junge deutsche Unternehmen mit 16,5 Millionen Euro gestärkt haben, ergibt sich eine Gesamtbewertung von 73,69 Millionen Euro. Der Anteil des ehemaligen Geschäftsführers Jan Schlüter wäre somit 12,26 Millionen Euro wert.

Quellenverzeichnis